Liebe Lacrossegemeinschaft,
der Vorstand bezieht öffentlich Stellung zu den geplanten Regeländerungen im Herrenbereich zur kommenden Saison 2019/20. Die Entscheidung zu diesem Schritt ist vor dem Kontext der bisher zunehmend emotional geführten Diskussion in sozialen Medien, sowie aus zahlreichen bilateralen Gesprächen mit Vereinsvertretern, Ligaleitungen, der Schiedsrichterkommission und einzelnen Spielern zu sehen und der damit verbundenen Einsicht die Kommunikation bei diesem tiefgreifenden Einschnitt im Spielbetrieb der Herren zu verbessern. Es hat uns betroffen gemacht unser ehrenamtliches Arbeiten für den Verband im Kontext von Unterschlagung von Tatsachen und Handeln entgegen dem Sinne der Gemeinschaft wiederzusehen.
Am 9. Juli 2019 wurden Vereinsvertreter und Ligaleiter über geplante Regeländerungen im Herrenbereich zur kommenden Saison 2019/20 informiert, sowie Stellung genommen auf einen Antrag von Aachen Lacrosse einen Punkt der Regeländerung nicht umzusetzen. Als Reaktion darauf schrieb Aachen Lacrosse einen offenen Brief.
Wir gehen davon aus der Schritt von Aachen Lacrosse die gesamte Lacrossegemeinschaft einzubeziehen ist zum einen dadurch motiviert die eigene Forderung zu unterstreichen und zum anderen dem Gefühl geschuldet nicht ordentlich in den Entscheidungsfindungsprozess der Regeländerung einbezogen worden zu sein. Wir wollen mit dieser Stellungnahme ebenfalls öffentlich darlegen wie Regeländerungen im Verband durchgeführt werden und unser Handeln begründen.
Regeländerungen werden im Grunde vom World Lacrosse (ehemals FIL) initiiert. Letztmalig ist dies bei der Generalversammlung des Weltverbandes 2018 in Israel beschlossen worden. Den nationalen Verbänden innerhalb des Dachverbandes wird es grundsätzlich nahegelegt die Änderungen zügig in das eigene Regelwerk aufzunehmen. Ziel ist es international als eine Gemeinschaft aufzutreten und damit eine größere Durchschlagskraft in Konkurrenz mit anderen Verbänden zu erzielen im Ringen um eine Aufnahme im internationalen olympischen Komitee. Da der Weltverband das aktualisierte Regelwerk nicht zeitgerecht fertig stellen konnte, wurde auf der Herrenseite die eigentlich geplante Umsetzung verschoben. Traditionell werden durch die Schiedsrichterkommission während einer laufenden Saison keine Informationen zu Regeländerungen für die gesamte Gemeinschaft verteilt, da dies in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Diskussionen über das aktuell zum Spieltag gültige Regelwerk geführt hat. Eine sehr kontrovers geführte Diskussion schon im Vorfeld der letzten Mitgliederversammlung führte zu einer Schwerpunktbildung auf verbandsinterne Themen und verwehrte letztlich diesen Rahmen für eine Informations- und Meinungsbildung. In Verbindung mit der Abwesenheit wichtiger Schiedsrichter Obleute wurde hier eine Chance vertan, die wir rückblickend bereuen. Grundsätzlich bleibt jedoch festzuhalten, dass Änderungen des Regelwerks bislang nicht der Mitgliederversammlung zur Entscheidung vorgelegt wurden, sondern stets in den Händen der dazu satzungsgemäß eingerichteten Fachkommission der Schiedsrichter gelegt wird.
Das in Deutschland nach internationalem Regelwerk gespielt wird, lässt sich aus der Verbandssatzung ableiten. Die Hürde eine einzelne, spezifische Regeländerung im nationalen Alleingang nicht umzusetzen, liegt daher aus unserer Sicht extrem hoch. Ohne eine professionelle Liga, eine NCAA und eine mindestens fünfstellige Spielerzahl wie in den USA, sehen wir die Zukunft des DLaxV nicht in Sonderwegen, sondern als Teil des internationalen Lacrosse. Die sich aus dem Verzicht auf eine Regeländerung ergebenden Vorteile müssten die Risiken daher schon sehr deutlich überwiegen. In einer sehr sorgfältigen Abwägung in Absprache mit der Schiedsrichterkommission und den Ligaleitern haben wir für uns letztendlich festgestellt, dass dies nicht der Fall ist – und daher den Antrag aus Aachen abgelehnt.
Damit wir nicht in einem anglo-amerikanisch dominierten Weltverband handlungsunfähig jede Änderung akzeptieren müssen, gestaltet der DLaxV international mit. So war unser Verband letztes Jahr in Israel ausnahmslos an allen Workshops zur Ausrichtung des Weltverbandes dabei und tritt selbstbewusst in der Generalversammlung gerade im Sinne der kleineren noch nicht so weit entwickelten europäischen Partnerverbände auf. Daher fordern wir weitere Mitgestaltungsrechte ein und planen ein Verbandsmitglied im Technical Board des World Lacrosse aufzustellen.
Abschließend werben wir nun auch öffentlich um Unterstützung und Mitarbeit in der Gestaltung des Spielbetriebs. Wir fordern die Ligaleitungen, die Verbandsvertreter und letztlich jede Spielerin und jeden Spieler auf hier mitzuwirken. Jede Regeländerung hat Chancen und Risiken – wie genau sich eine Änderung auswirkt, kann man zwar diskutieren, aber nicht wissen.
Für euren Einsatz möchten wir uns als Vorstand des DLaxV herzlich im voraus bedanken!