21. August 2018

Abschlussbericht Lacrosse WM 2018 Netanya

Deutschland auf Platz 9 der Lacrosse-Weltrangliste. Immer noch, trotz wachsender Konkurrenz. Das hoch angesetzte Ziel von Head Coach Matthew Bagley konnte diesen Sommer durch eine überragende Leistung der deutschen Nationalmannschaft erreicht und gleichzeitig die vorzeitige Qualifikation für die World Games 2021 und die kommende Weltmeisterschaft 2022 gesichert werden. Blicken wir zurück auf dieses Lacrosse-deutsche Sommermärchen, so standen am Anfang noch diverse Fragezeichen über den Erfahrungen, die die 27 Athleten und der Trainerstab machen würden: Im der WM vorgeschalteten Trainingslager in Ashkelon hatte die Mannschaft bereits gegen starke Mannschaften gescrimmaged und gezeigt, dass die 18 Monate Vorbereitung gefruchtet hatten, die klimatische Umgewöhnung aber dennoch nicht zu unterschätzen war.

Viel Zeit für diese allerdings nicht, lediglich ein Tag Freizeit zwischen Camp und Turnierstart blieb den Jungs und der wurde (wie von diversen weiteren Nationalmannschaften auch) in Jerusalem verbracht. Neben obligatorischem Sight-Seeing der Altstadt mit ihrer unglaublichen Dichte an hochreligiösen Wallfahrtsorten stach besonders das anschließend besuchte von Yad Vashem heraus. Das Monument und Museum zum Gedenken an den Holocaust hinterließ bei den Spielern sichtbare Eindrücke und ließ viele noch einmal die Tragweite rekapitulieren, die es mit sich brachte, ihr Land bei diesem Gastgeber zur repräsentieren. Ein Gefühl, das umso realer wurde, als am selben Abend in einer kleinen Zeremonie die offiziellen Trikots für die WM durch den Trainerstab verliehen wurden und Per Anders-Olters als jüngster Spieler die Fahne überreicht bekam, mit der er von nun an die deutsche Delegation anführen durfte. Abgerundet wurde der Abend, wie von nun an fast alle folgenden, von einem kurzen Scouting-Report zum ersten Gegner, den es dann am nächsten Morgen bereits früh zu bezwingen galt: Süd-Korea.  Für dieses erste Spiel, noch vor der tatsächlichen Eröffnungszeremonie der Meisterschaft, schien die Chemie von Anfang an zu stimmen: Selbstbewusst, wach und heiß lief die deutsche Mannschaft auf und konnte die Koreaner zu jedem Zeitpunkt des Spiels unter Kontrolle halten, der Endstand von 19:5 lieferte ein deutliches Testament für den Siegeswillen, den die Jungs im Gepäck hatten. Und dieser war noch lange nicht gestillt: direkt am nächsten Tag galt es, das zweite Vorrundenspiel gegen Frankreich zu bestreiten und auch hier schien ein Sieg für Deutschland trotz schwarzer Jerseys und brennender Mittagshitze zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Endstand: 15:4 Deutschland. Soviel zu den bekannten Variablen des Turniers, von nun an war schnelles Umschalten angesagt, sowohl mental von Gegner zu Gegner als auch körperlich zwischen sportlicher Höchstleistung und Regeneration. Mit Hong Kong stand als nächstes ein weiteres, recht unbeschriebenes Blatt auf dem Programm. Aber auch die diszipliniert und laufstark aufspielenden Hong-Kong-Chinesen vermochten trotz allergrößter Mühe weder, den deutschen Offensivmotor zu stoppen, noch selber einen Schlüssel gegen die eiserne FUD-Verteidigung zu finden. Auch dieses Spiel schlug mit 13:4 auf das deutsche Konto und bereitete den Weg zu einer Begegnung, über die bereits im Vorfeld viele Worte gesprochen worden waren: Deutschland gegen Puerto Rico. Signifikant vor allem durch den Ruf des Gegners, der bei nominell erster WM-Teilnahme einen Roster präsentierte, der dem kleinen US-Außengebiet im Vorfeld bereits Möglichkeiten auf das Erreichen der Blue Division einräumte. Ob diese gerade-noch-so-Amateur-Athleten auch als Mannschaft zusammen funktionieren würden oder ob es bei individueller Stärke bleiben würde, die die Deutschen durch Teamgeist und Gemeinschaft bezwingen konnten, galt es herauszufinden. Am Ende stellte sich raus, dass die Wahrheit wie immer irgendwo in der Mitte lag. Trotz hartem Kampf, in dem die Jungs in weiß fast übermenschliche Kräfte zu mobilisieren schienen und den Großteil des Spiels so gut mithielten, dass die Sensation zu greifen nah schien, stand am Ende eine bittere 14:9-Niederlage, die für Captain Wolfgang Griessel allerdings einen stolzen Beigeschmack hatte: „Eine Niederlage bei der WM aber ein Sieg für Deutschland-Lacrosse!“ Und wenn überhaupt möglich, so schaffte es die Mannschaft, aus diesen emotionalen Momenten noch mehr Kraft zu schöpfen, gewissermaßen eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ zu entwickeln, die gerade im nächsten Spiel angebracht schien. Finnland stand nun auf der Agenda, ein Team, mit dem diverse Spieler noch alte Rechnungen zu begleichen hatten. Trotz des gewohnt physischen Spiels der Skandinavier ließen sich die Deutschen auch hier nicht die Butter vom Brot nehmen und spielten clever und souverän ihre Vorteile aus, was schlussendlich mit eine 12:7-Sieg belohnt wurde, der gleichzeitig auch einen Tag Pause als zusätzlichen Bonus mit sich brachte. Dieser wurde am Strand genutzt, um angemessene Teamfotos und Erinnerungsportraits zu schießen, die Vorbereitung auf die nächste Begegnung konnte erst am späten Abend beginnen, da dieser erst in einer der letzten Begegnungen des Tages ermittelt wurde. In einem Herzschlagfinale unterlag dort Irland knapp England, sodass man den Iren, nebenbei auch noch Flur-Nachbarn der Deutschen im Hotel am nächsten Morgen nicht nur beim Frühstücks-Buffet sondern auch auf dem Platz begegnen sollte. Dieses Aufeinandertreffen war auf beiden Seiten geprägt von hartem, physischem Spiel, das erkennen ließ, das beiden Teams zwar schon ein langes Turnier in den Knochen steckte, die Verheißung eines Platzes in den Top 10 aber alle motivierte, auch die letzten Körner noch zu mobilisieren und alles auf dem Platz zu lassen. Am Ende ließ das Ergebnis mit 14:5 für Deutschland die Begegnung auf dem Scoreboard deutlicher aussehen, als sie sich für viele Spieler auf dem Platz angefühlt haben mag. Aber ein erstes Aufatmen war möglich: die Top 10 waren geknackt, die WM-Qualifikation für 2022 eingetütet und nur noch ein Spiel stand dem Sahnehäubchen der World-Games-Qualifikation im Weg: Dieses wurde erneut bereits am Folgetag bestritten, als Gegner hatten sich zeitgleich mit dem letzten Sieg die Philippinen herauskristallisiert. Auch diese hatten diverse amerikanische College-Spieler in ihren Reihen, konnten aber der beschwingten deutschen Mannschaft und ihrem unbändigen Willen, nun auch die Kür mit Bravour zu absolvieren, schlussendlich nicht mehr genug entgegensetzen, um deren 8:5-Sieg zu verhindern. Damit waren alle Ziele zur vollsten Zufriedenheit erfüllt, Spieler, Trainer und Fans konnten nach intensiven zwei Wochen voller Lacrosse mit Stolz auf eine Mannschaft zurückblicken, die nicht nur erneut die internationale Stärke und Wettkampffähigkeit des deutschen Lacrosse-Programms unterstrichen hatte, sondern auch den Weg für zukünftige Generationen geebnet hat, die auf dem Fundament dieser Leistungen ihre eigenen Wege bahnen werden. Wir sagen „Danke Jungs!“ und wo auch immer euch die Zukunft hinführt, sei es zur kommenden EM 2020, ob als Spieler, Trainer oder Unterstützer, sei es in den wohlverdienten Lacrosse-Ruhestand oder auf ganz neue Fährten, ihr könnt euch sicher sein, dass ihr in Lacrosse-Deutschland für immer einen ganz dicken Stein im Brett habt. Der DLaxV ist stolz, in dieser historischen WM von jungen Männern repräsentiert worden zu sein, die drei Schlagworte nicht besser hätten vertreten können: Ehrgeiz, Herzblut, Erfolg.

 

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