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Das erste geschlossene Herrennationalmannschafts-Camp wurde am Wochenende vom 10. und 11. Oktober auf den Giesewiesen in Kassel veranstaltet. Dieses Trainingslager sollte sich jedoch grundlegend von allem Vorangegangenen abheben, denn der Fokus der Spieler lag nicht mehr nur darauf, sich selbst sportliche Höchstleistungen abzuverlangen, sondern im besonderen darauf, ein Zeichen in der aktuellen Situation der Bundesrepublik Deutschland zu setzen.
In einer Zeit, in der sich täglich tausende Menschen aufmachen, die von Krieg und Hunger gebeutelte Heimat zu verlassen, will unsere Nationalmannschaft einen Beitrag leisten, unseren angereisten Mitmenschen den Aufenthalt in ihren Unterkünften, soweit es in ihrer Macht steht, angenehmer zu gestalten.
Aktuell beherbergt die Stadt Kassel circa 200 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMFs). Viele von ihnen sind auf der Durchreise nach Schweden und einige durchlaufen auch den deutschen Aufnahmeprozess, der bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen kann. Für die im Durchschnitt 16 Jahre alten und zu 90% männlichen Jugendlichen ist die Jugendhilfe zuständig. Als Gründe für ihre Flucht, die sie bis zu 5000€ gekostet hat, nennen die Jugendlichen häufig Krieg, Armut, religiöse Unterdrückung und Misshandlung.
Der Offense das eigene Spiel aufzwingen: Dominic Schüler gegen Moritz Spiegel
Eine fünfstündige Trainingseinheit galt es am Samstag von 10 bis 15 Uhr zu absolvieren. Immer wieder wurde der Kader in kleinere Gruppen eingeteilt, um positionsspezifische Übungen durchzuführen. Besonders wurde das rasche und vor allem kluge Agieren in eng begrenzten Räumen geübt. Dabei wurde immer wieder der Leitgedanke der Natio aufgegriffen, den Gegnern stets das eigene Spiel aufzuzwingen.
Nach einem kurzen kräftigenden Snack stand auch schon der zweite Programmpunkt auf der Tagesordnung - beziehungsweise kam er aufs Feld, denn aus mehreren Autos stiegen Jugendliche aus Eritrea, Afghanistan und Pakistan und nahmen das Lacrossefeld und die Spieler darauf zunächst skeptisch in Augenschein. Die anfängliche Zurückhaltung wich jedoch schnell einem freudigen Interesse, als Stab und Spieler die Neuankömmlinge freundlich willkommen hießen. Nach einem kurzen Fotoshooting für die Presse ging es auch schon an die Sportgeräte.
Flüchtlinge, Betreuer, Spieler, Stab und Funktionäre kamen am Samstag auf dem Kassler Kunstrasen zusammen
Zunächst wurde das Aufheben des Balles (ground ball) geübt. Im Anschluss wurde die im Herrenlacrosse übliche Ausrüstung vorgestellt und die Pass- und Wurftechnik erläutert. Jeder der Flüchtlinge wurde einem Spieler zugeteilt und man lernte sich kennen, während versucht wurde, den Ball hin und her zu spielen. Unter Anleitung von Wolfgang Grießl, Moritz Spiegel, Matthias Lehna und Jan Fooken wurden Gruppen gebildet und Competitions ausgetragen, in denen es galt, das Gelernte in einem spielerischen Rahmen umzusetzen. Als auch die Bewegung mit Ball gut funktionierte, ging es an den Teil, auf den die Jugendlichen sichtlich gewartet hatten - schießen. War die Chancenverwertung dürftig, ließen sie sich den Spaß nicht nehmen, die Natiogoalies immer wieder auf die Probe zu stellen und liefen mit großer Freude mit ihrem Stick über den Platz. Diese Stimmung teilte die Mannschaft, der es einen Riesenspaß gemacht hat, den Jungs und Mädels aus Kassel den Sport Lacrosse zu zeigen. Besonders die Trick-Shot-Competition hatte es allen angetan. Als kleines Andenken bekam jeder der 25 Teilnehmer ein von Captain Lax gespendetes T-Shirt.
Nach kurzer Einweisung ging es mit sichtlicher Freude direkt an die Sticks.
„Die Jungs und Mädels haben richtig Spaß an Lacrosse.“, freute sich Headcoach Matthew Bagley, „Einige von ihnen machen eine richtig gute Figur am Stick und meine Spieler hängen sich richtig rein.“ Bagley war stolz auf das Engagement seines Teams sowohl im Training als auch in Bezug auf das Flüchtlingsprogramm. Das Sportprogramm endete mit einem gemeinsamen Cheer und danach ging es zum BBQ für Spieler, Flüchtlinge und Staff. Auch die mitgereisten Betreuer Margarete Fischer und Jonas Schade sahen Lacrosse zum ersten Mal und scheuten sich ebenfalls nicht, selbst Hand an den Stick zu legen.
Ein paar der Jugendlichen ließen es sich nicht nehmen, Unterschriften unserer Natio zu sammeln.
Der Leiter des UMFs Henning Wiedefeld zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Sport ist die erste Integrationsmaßnahme und bei weitem die effektivste. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass in Zusammenarbeit mit der Nationalmannschaft ein so schönes Ergebnis zustande gekommen ist.“
DLaxV - Presse